Wohnen Auwiesen Wangen im Allgäu, Wettbewerb Anerkennung

Blick in den sozialen Raum

Sozialer Raum
Die Stellung und Gestalt der Baukörper formen einen öffentlichen Raum als Treffpunkt, als neue soziale Mitte für die Auwiesen sowie der umliegenden Wohngebiete. Diese verzahnt sich durch die winkelförmige Ausbildung der Baukörper auf einfache Weise mit den umliegenden städtebaulichen Räumen. Die Lesart der entstehenden urbanen Struktur bietet aneignungsfähige Räume und Zwischenräume. Unterschiedliche Nutzungen überlagen sich und aktivieren die öffentlichen Räume zu verschiedenen Tagesszeiten mit Ihren spezifischen Ansprüchen. Alle Nutzungseinheiten der sozialen Mitte orientieren sich zu diesem Raum hin. Die innere Struktur macht den Block sozialräumlich zu einer spannungsreichen Typologie. Dem Leitgedanken des Projektes folgend wird von dem Aussenraum zu den offenen, übersichtlichen Erschliessungsbereichen geführt an den sich gemeinschaftliche Nutzungen angliedern. Dieser Bereich setzt sich vertikal fort und bietet einen Kommunikationsraum an wo sich zwangslose Kontakte der Bewohner ergeben können. Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Kinderwägen sowie gemeinschaftliche Nutzungen, z.B. das Gasthaus als zweites Wohnzimmer, die offene Werkstatt oder der Büchertausch erweitern den Kommunikationsraum vom Platz in die Gebäude hinein. Ebenso ist die Verbindung von Wohnen und Arbeiten als Beitrag zur ‚Produktiven Stadt‘ in den unterschiedlichen Typologien von Maisonetten, Atelierräumen sowie dem Baustein der Co-Working Spaces angeboten. Diese Angebote sowie der zu besetzende öffentliche Raum entwickeln den städtebaulichen Baustein weiter zu einem sozialen Baustein der einen monofunktionalen Wohnblock zu einem hybriden, lebendigen und sozial nachhaltigen Gebäude. Es werden insgesamt 93 Wohnungen, ein Gästeapartment, ein Gemeinschaftsraum, eine Fahrradwerkstatt bzw. offene Werkstatt sowie gewerbliche Flächen bestehend aus einem Gasthaus/Veranstaltungsraum, Co-Working Space, Praxis-/Physiotherapie, geförderten Büros für gemeinnützige Organisationen und Gewerbeflächen errichtet. Die Gebäude bleiben unter der Hochhausgrenze und der zweite Fluchtweg wird durch die Entfluchtung über die Fassade mittels Drehleiter gewährleistet.

Strategie für eine ökonomische Nachhaltigkeit
Konstruktion, Material und Nachhaltigkeit

Die verwendeten Baumaterialien werden größtmöglich lokal, umweltschonend und recyclingfähig bzw. wieder verwendbar sein. Der Baustoff Holz bindet CO2 und verbraucht in der Produktion deutlich weniger Energie als konventionelle Baustoffe und ist zudem ein erneuerbarer Baustoff. Gleichzeitig ist ein späterer Rückbau problemlos möglich, da ein Großteil der Abfälle recycelt oder thermisch verwertet werden kann. Daneben spielen aber auch weitere Aspekte wie Behaglichkeit im Innenraum durch diffusionsoffene Bauweise, die hochwertigen und fertigen Oberflächen sowie die rasche und wirtschaftliche Montage eine Rolle. Das Material Holz wird sowohl im Innen- als auch Aussenraum direkt erfahrbar sein. Die Deckenelemente werden als fertig vormontierte Holz-Betonverbundelemente, unterseitig
in Wohnsichtqualität und weiss lasiert ausgeführt. Somit werden die Decken trocken montiert und durch die entfallende Abbindezeit eine schnelle und problemlose Montage gewährleistet. Die überwiegende Anzahl von gleichformatigen Deckenelementen (2.7m x 5.36m) bietet ebenso eine wirtschaftliche Errichtung der Decken. Die Deckenelemente spannen von dem Treppenhaus bis zur tragenden Aussenfassade ohne weitere tragende Elemente. Alle Innenwände sind dementsprechend nichtragend und können durch Trockenbauwände erstellt werden. Ebenso ist die freie Einteilung der finalen Wohnungsgrössen durch diese Konstruktionsmethode. Auch eine spätere Umbaumöglichkeit ist angedacht und leistet auch einen Beitrag zur langfristigen Nachhaltigkeit des Gebäudes. Die Aussenwände aus Brettsperrholz werden komplett mit Dämmung, Holzfassade, Fenstern und allen Einbauten vormontiert, auf die Baustelle geliefert und montiert. Die horizontalen Bänder auf Höhe der Geschossdecke nehmen die Anschlüsse auf und wird ebenfalls mit vorgefertigten Elementen geschlossen. Auf eine innenseitige Installationsebene an der Aussenfassade wird aus ökonomischen Gründen verzichtet. Die elektrischen Installationen werden an den innenseitige Trockenbauwänden geführt. Alle Schächte für die Bäder und Küchen werden an der innenliegenden Treppenhauswand geführt.
Im Aussenraum prägt das Holz an der Fassade den Gesamteindruck der Anlage entscheidend. Eine stehende, sägerauhe Bretterschalung mit drei Breiten vermittelt die Wertschätzung für die lokale bauliche Tradition und führt diese weiter. Die umlaufenden Bänder gliedern die Fassade, verdeutlichen die Massstäblichkeit der Kubaturen und ermöglicht die brandschutztechnische horizontale Schottung der Hinterlüftung. Für die Dauerhaftigkeit der Fassade kann ein modifiziertes Holz nach der Accoya Methode verwendet werden.
Das Treppenhaus sowie das Erdgeschoss werden als optimierte Stahlbetonkonstruktion ausgeführt und übernimmt die Aussteifung des Baukörpers. Durch die Masse des Betons wird ein optimaler Schallschutz und Brandschutz gewährleistet. Die Fassade des Sockels wird mittels einer Bretterschalung ausgeführt als Reminiszenz zu der Holzfassade und zu dem hohen Holzanteil im Betonbau. Zur Reduzierung der CO2-Bilanz wird der Einsatz eines Recyclingbetons vorgeschlagen. Ein BHKW mit Holzpellets übernimmt die Heizleistung, die Warmwasserbereitung und erzeugt weiterhin noch zusätzlichen Strom für die Wohnanlage, der falls nicht lokal verbraucht gegen Vergütung in das Stromnetz eingespeist wird. Die Grösse der Wohnanlage gewährleistet eine sehr gute Auslastung des BHKW und leistet einen wertvollen Beitrag zu Reduzierung des CO2-Ausstosses. Die eingesetzten Materialien, die Vorfertigung sowie der sparsame Einsatz an Haustechnik gewährleisten langfristig geringe Errichtungs- und Betriebskosten.

Mobilität
Gerade die Größe der Quartiere und die Lage der Auwiesen würden neue Konzepte des Quartier-Carsharings ermöglichen. So könnten Stellplätze entlang des Wohnquartiers dazu verwendet werden, mehrere Carsharing-Plätze für verschiedene Modelle vom Kleintransporter über Kombi bis hin zum Kleinwagen für die Bewohnerinnen und Bewohner des gesamten zukünftigen Quartiers bereit zu stellen. Weiterhin werden Ladepunkte für E-Bikes im EG und für Elektroautos in der TG angeboten. Wenn das Ziel der Reduktion auf 0,5 bis 0,7 Stellplätze pro Wohneinheit erreicht werden könnte, wäre dieses Mobilitätsangebot schon erfolgreich: Im Zuge einer nachhaltigen Entwicklungsdebatte gilt: Share ist mehr.

Lageplan

Erdgeschoss mit Nutzungsmischung von öffentlichen Räumen und Wohnen

Beispielhafter Grundriss Wohnen

Fassadenansicht / Schnitt

Modell

Daten

Zeitraum 06/19
Stand Wettbewerb, Anerkennung
LPH 1/2
Fläche 10.500 qm
Budget  – Mio Euro
Bauherr Volksbau Wangen und Landesgartenschau Wangen mit der Stadt Wangen im Allgäu
Mitarbeiter B.Arch David Frei, B.Arch Larissa Haas

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